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GERECHT HANDELN - SINNVOLL KAUFEN

DAS FACHGESCHÄFT FÜR FAIREN HANDEL

KREMS

»Mandacarú-Info Jänner 2008: Olivenöl aus Palästina «

Ich hatte heuer die Möglichkeit mit meinem Mann Pete an der Olivenernte in Palästina/Westjordanland teilzunehmen. Am Dienstag, den 16. Oktober 2007, kurz nach 7h morgens stand ich vor meinem ersten Olivenbaum, den ich in Gemeinschaft mit PalästinenserInnen abernten sollte. Ich hatte das noch nie vorher gemacht, aber ein kurzer Blick zu unseren Gastgebern und ich hatte es schnell gelernt. Unter dem Baum liegen Tücher, die Oliven werden gepflückt, vom Ast gestrichen oder heruntergeschlagen. Manchmal muss man raufklettern, um auch die letzten Oliven zu erwischen. Heuer ist ein schlechtes Erntejahr und jede Frucht zählt.

Olivenbäume prägen das Landschaftsbild in Israel und Palästina. Geerntet wird von Ende September bis Anfang November. Besonders für die Palästinenser ist es ein wichtiges Zusatzeinkommen um Saat für die Felder zu kaufen oder das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen. Durch die langen Auseinandersetzungen mit Israel und die schwierige politische Situation haben die Menschen in Palästina kaum Arbeitsmöglichkeiten und kein Einkommen. Der Verkauf von Oliven wird dann zur einzigen Einkommensquelle für die Familie.

Während meines Aufenthaltes in Israel/Palästina hatte ich die Möglichkeit das Fair-Trade Büro in Jenin, der nördlichsten Stadt in der Westbank, zu besuchen. Dr. Nasser Abufarha hat die Organisation 2004 gegründet. Damals gab es noch kein Olivenöl in der Liste der Fair-Trade Produkte. Es war seine erste Aufgabe Richtlinien zu erstellen, um den hohen Anforderungen des Fair-Trade Labels zu entsprechen.

Der Preis für 1kg Oliven lag 2004 bei 8 Schekel, so niedrig wie noch nie. Weil Fair-Trade 15 Schekel pro Kilo bezahlte, konnte das Preisniveau generell angehoben werden. 375 Familien produzieren nun organisches Olivenöl für den Export. Da die Nachfrage steigt, können nächstes Jahr noch mehr Bauern in die Organisation aufgenommen werden.

Dr. Nasser Abufarha betont: �nser Olivenöl ist ein rein palästinensisches Produkt, von unseren Bauern hergestellt und hier im Land abgefüllt. Uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir keine Terroristen sind, sondern Menschen, die gute Produkte machen. Wir sind arm, weil wir kaum Möglichkeit haben zu arbeiten und unsere Produkte zu exportieren. Fair-Trade unterstützt uns und gibt uns Hoffnung für die Zukunft!

In die Organisation werden kleine Bauern aufgenommen, die maximal 10 Hektar Land besitzen. 100 kg Oliven ergeben ca. 22Liter Öl. Vom Verkaufspreis des Olivenöls erhält der Bauer 27%, das ist wesentlich höher als bei anderen Produkte (z.B. Kaffee 12%).

Jährlich werden 250 Tonnen Olivenöl exportiert. Die wichtigsten Exportländer sind USA, Kanada, Großbritannien und Österreich. Es wird daran gearbeitet das Produktsortiment zu erweitern. Inzwischen gibt es auch Couscous, Mandeln und Zatar, eine arabische Gewürzmischung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Unterstützung von Frauengruppen.

Die Fair-Trade Organisation in Palästina arbeitet an einer umfassenden Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in Palästina. Viele Olivenbäume wurden zerstört und mussten den israelischen Siedlungen und Straßen weichen. Wir lernten einen Bauern kennen, dem von 100 Olivenbäumen nur noch 9 übrig geblieben sind. Wenn ein neuer Olivenbaum angepflanzt wird, dauert es 15 Jahre, bis man ernten kann. Deswegen werden bei der Aufforstung auch Mandeln und Granatäpfel gepflanzt, da diese früher Erträge bringen. Die Einnahmen aus dem Fairen Handel helfen auch soziale Einrichtungen in den Dörfern zu errichten, wie Krankenstationen oder Kindergärten.

Ein wichtiger Schritt war die Zertifizierung als biologisch-organisches Olivenöl 2006. Dies ermöglicht es den Bauern einen noch höheren Preis zu bezahlen. Es werden Schulungen in den Dörfern gemacht um die traditionellen Anbaumethoden zu fördern und die sensiblen Zusammenhänge in der Natur besser zu verstehen. Jedes Jahr werden die Felder von einer unabhängigen Schweizer Kontrollfirma inspiziert. Auch die neuen Produkte sollen das biologische Label bekommen.

Dr. Nasser Abufarha: �alästinensische Bauern haben eine enge Beziehung zu ihren Feldern und Olivenbäumen, weil sie schon seit Generationen im Familienbesitz sind. Viele junge Menschen sind in die Stadt gezogen auf der Suche nach Arbeit, die sie nicht gefunden haben. Jetzt ziehen sie zurück, weil sie in der Landwirtschaft eine Zukunft haben.

Olivenöl aus Palästina und die Gewürzmischung Zatar erhalten Sie im Weltladen!

Gerlinde Hämmerle

Version vom 2008-03-05 18:11:44 von Gowa